Was soll sich ändern in 2022? Endlich nach mehr Gehalt fragen, endlich die Beförderung schaffen oder eine berufliche Veränderung angehen? Gute Vorsätze sind schnell gefasst – doch nach wenigen Wochen schrumpft der Elan. Experten erklären, worauf es wirklich ankommt.
Welche Vorsätze lohnen sich?
Was dem einen erstrebenswert scheint, ist dem anderen lästig. Daher gibt es keine allgemein sinnvollen Vorsätze. Miriam Schneider von der Trainingsplattform Coach Hub, rät, sich zu fragen, warum man ein Ziel erreichen will. „Geht es nur um Äußerlichkeiten wie den sozialen Status oder Erwartungshaltungen des Umfelds, hält man einen guten Vorsatz meistens nicht lange durch. Die beste Motivation kommt aus sich selbst heraus“, so die Wirtschaftspsychologin und Verhaltenswissenschaftlerin.
Wie setze ich realistische Ziele?
Zunächst gilt es, den Veränderungsbedarf zu klären. „Viele unzufriedene Menschen überreagieren und schütten das Kind mit dem Bade aus. Da ist gleich der ganze Job mies, oft geht es aber nur um Teilaspekte“, sagt die Diplom-Psychologin und Karriereberaterin Madeleine Leitner. Leitner rät ihren Klienten daher erstmal, sich selbst zu beobachten und etwa Tagebuch zu führen, um zu verstehen, was sie umtreibt. Daraus leiten sich dann die konkreten Veränderungsvorsätze ab. „Nicht immer ist tatsächlich der Job die Ursache des Problems, sondern er bildet einen Rahmen, in dem sich ein persönliches Problem ausspielt“, erläutert Leitner. „Wer etwa grundsätzlich zum Schwarzsehen neigt, wird auch im besten Job der Welt vor allem das Negative sehen.“ Das gilt es zu reflektieren.
Wie setze ich meine Vorsätze um?
„Dieser Rappel am Jahresanfang führt oft dazu, dass man sich zu viel auf einmal vornimmt und daran scheitert, was dann zu Frustration und Vorwürfen führt“, sagt Wirtschaftspsychologin Miriam Schneider. Besser ist es, erstmal nur ein Ziel ins Auge fassen. „Ziele müssen konkret und erreichbar sein, auch zwischendurch schon mal ein Erfolgserlebnis bieten, damit man motiviert bleibt, sonst tritt irgendwann ein Gefühl der Überforderung ein“, sagt auch Daniela Merz, die als Stärken- und Leadership-Coach arbeitet. Entscheidend ist, ein großes Ziel in kleine, messbare Schritte zu unterteilen. „Halten Sie Ihre Ziele schriftlich fest und setzen Sie Fristen für die einzelnen Schritte“, rät Merz. Das mache den Erfolg messbar.
Wie bringe ich persönliche Vorsätze und Unternehmensstrukturen in Einklang?
Hier sollte man das Gespräch mit den Vorgesetzten suchen. „Dafür braucht es sehr viel und sehr offene Kommunikation“, sagt Stephan Sandrock, Psychologe beim Institut für angewandte Arbeitswissenschaft (ifaa). Mitarbeiter müssten klar sagen, was sie benötigen. Das Unternehmen muss dagegen klarmachen, was realistische Spielräume sind und an welchen Stellen im Unternehmen Bedarf besteht.
Was ist, wenn ich überhaupt keine Vorsätze habe?
„Wenn mir wirklich Vorsätze fehlen, habe ich vielleicht gerade keine Dringlichkeit, etwas zu verändern“, sagt Daniela Merz. Das müsse nicht heißen, dass man unmotiviert ist. Vielleicht hat der Job gerade keine Priorität in Bezug auf das persönliche Wachstum. Auch Sandrock findet: „Wenn ein Mitarbeiter sagt, er ist zufrieden, kommt gerne zur Arbeit und erledigt seine vereinbarte Arbeit zufriedenstellend und möchte gar nichts verändern, dann ist das in Ordnung.“ dpa
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