Wie man im Vorstellungsgespräch die Chance nutzt, sich selbst gut zu präsentieren

Vorhang auf, Bühne frei

Es ist eine Situation, die gerade für junge Menschen völlig unerwartet kommt. „Erzählen Sie von sich“, auf diese Aufforderung reagieren viele Bewerber im Vorstellungsgespräch mit Leere im Kopf und Angst im Bauch. „Dabei ist das eine große Chance, für sich selbst zu werben“, sagt Coach Oliver Becker. „Das heißt sozusagen, Bühne frei.“ Der Bewerber könne das Gespräch aktiv gestalten. „Im Stress werden oft wichtige Dinge vergessen oder zu kurz gehalten“, sagt Becker über seine Erfahrungen auf der Auswahlseite. Wer diesen Freiraum für sich nutzen will, sollte also gut vorbereitet sein. Nicht einfach drauflosreden, eine klare Struktur muss her.

Das beginnt schon bei der Auswahl der wichtigsten Punkte. Als Berufseinsteiger fällt es nicht leicht zu erkennen, was hier erwartet wird. „Bei Berufsunerfahrenen möchte die Auswahlseite wissen, warum sie der Bereich anspricht, außerdem ein paar Infos zu Schule, Lieblingsfächern und Noten“, erklärt Becker. Um die richtigen Argumente für die Einstellung liefern zu können, hilft es, sich selbst folgende Fragen zu stellen.
Was habe ich zu bieten? Diese Frage zielt darauf ab, herauszufinden, welche Erfahrungen, Kenntnisse und Stärken ich besitze und in meine Arbeit einbringen kann.

Was macht mich besonders? Welche meiner Erfahrungen abseits von Schule und Beruf könnten für diese Stelle von Nutzen sein? Dazu zählt das Engagement als Klassensprecher ebenso wie ehrenamtliche Tätigkeiten. Das zeigt soziale Kompetenz und die Bereitschaft Verantwortung zu übernehmen.
Welche Stärken habe ich? Gemeint sind Hobbys oder Interessen, bei denen man Fähigkeiten entwickelt hat, die auch im Beruf wichtig sind. Wer sich auf einen technischen Beruf bewirbt und mit den Freunden am Wochenende am Mofa schraubt, sollte das unbedingt erwähnen. Ich mache das auch privat, das zeigt Motivation.

Warum diese Stelle? Der Bewerber sollte sich überlegen, was ihn mit dem Unternehmen verbindet. Hat schon der Vater dort gearbeitet, nutzt er die Produkte selbst? Bei der Auswahl der Informationen gilt die Regel: So nah wie möglich beim beruflichen Bezug bleiben, sonst auch Argumente aus dem privaten Bereich liefern.

Tolle Tipps So weit, so gut – aber wie anfangen?

Becker hält eine kurze Einstimmung für sinnvoll. Wer sich für einen technischen Beruf bewirbt, könnte zum Beispiel so beginnen: Ich habe mich schon immer für Technik interessiert. Das zeigt sich an folgenden Stellen in meinem Lebenslauf. Jetzt muss der Bewerber die aus seiner Sicht wichtigsten Punkte aufzählen, die ihn für diese Stelle qualifizieren. „Dadurch kann er einen roten Faden aufbauen, der sich durchzieht und eine Art Geschichte erzählt“, erklärt Becker.

Ziel ist es, zu zeigen: Ich bin der Richtige für diese Stelle. Dabei nicht vergessen, die Motivation auch erlebbar zu machen. Mit zu ernster Miene lässt sich keine Begeisterung rüberbringen. Der Tipp vom Bewerbungs-coach:

„Es hilft auch die Sichtweise zu wechseln: Ich helfe dem anderen, sich für mich zu entscheiden.“

Wie jede gute Geschichte hat auch die Selbstpräsentation einen Schluss verdient. Der Bewerber begründet kurz und knapp, warum das Unternehmen sich für ihn entscheiden sollte – Motivation plus Argumente. Das geht zum Beispiel so: Bei Ihnen habe ich mich beworben, weil ich die Möglichkeit sehe, mein Talent für Technik einzubringen und langfristig in diesem Bereich zu arbeiten. „Dem Unternehmen geht es darum, mehr über den Bewerber zu erfahren, als in den Unterlagen steht“, sagt Becker. Wie drückt sich jemand aus, wie aktiv ist er, wie strukturiert geht er vor? Das alles lässt sich aus der Situation herauslesen. Sich nicht zu verstellen und immer authentisch zu bleiben, ist das wichtigste dabei. Keine Märchen erzählen, sondern seine eigene Geschichte. Um selbstsicher und entspannt ins Vorstellungsgespräch gehen zu können, hilft es, die Bewerbungssituation vorher mit Freunden durchzuspielen.

Henrike Mielke

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